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Montag, 20. Juni 2011

Projekttag Schule - eine kritische Betrachtung

Der Projekttag Schule, der heute stattgefunden hat, war seit geraumer Zeit geplant. Schon vergangenen Freitag schrieben vier Autoren im Rahmen des Schreibworkshops einen vorausschauenden Bericht:

Am 20. Juni 2011 ist an der Rosa-Luxemburg Oberschule ein Projekttag angesetzt. Denn: Unsere Schule soll schöner werden! Deshalb sind diverse Arbeiten zur Verschönerung des Schulgebäudes und des Schulhofes geplant. So sollen zum Beispiel die Beete neu bepflanzt, die Mauer bei den Fahrrädern und die Villa gestrichen und der Schulhof mit aufgemalten Spielen verschönert werden. Durchgeführt wird das Ganze von uns Schülern.
Doch ein Projekt stößt bei einigen Klassen auf Ablehnung, ein Klassenlehrer wehrt sich sogar dagegen mit seiner Klasse an diesem Projekt teilzunehmen und streicht stattdessen die Villa: Am Zaun sollen Schilder mit Zitaten von Rosa Luxemburg angebracht werden.
Wir haben uns in der Schule umgesehen und nach den Gründen für diese Ablehnung gesucht. Fündig geworden sind wir nicht nur bei den Schülern, sondern auch bei verschiedenen Lehrern. Im folgenden Artikel haben wir einige häufige Pro- und Contra- Argumente gesammelt.


Für die Würdigung Rosa Luxemburgs!
Die Vorzüge der Zitate am Zaun
Man kann nicht leugnen, dass die Zitate, die an die Zäune unserer Schule gesprüht werden sollen, eine politische Intention haben. Dass Rosa Luxemburg eine überzeugte Kommunistin war, ist sicher klar. Aber da könnte man fragen: Ist nicht allein die Tatsache, dass unsere Schule nach ihr benannt ist, politisch fragwürdig? Für die Eltern potenzieller Schüler, die erwägen, ihre Sprösslinge bei uns anzumelden, könnte der Schulname ein Grund für eine negative Entscheidung sein, falls sie die politische Ansicht Luxemburgs ablehnen.
Dagegen kann man sagen, dass unsere Schule Rosas Namen bekam, weil sie gegen Unterdrückung gekämpft hat, nicht aufgrund ihrer politischen Absicht.
Und genau deshalb soll auch der Zaun mit Zitaten versehen werden: Um den Mut der Namensgeberin unserer Schule zu würdigen, nicht, um irgendwen zu beeinflussen.
So wäre eines der Zitate: „Man lernt am schnellsten, und besten, in dem man Anderer lehrt.“ Ein Anderes: „Du wirst nicht danach beurteilt, was du sagst, sondern was du tust.“
Diese Aussprüche sind politisch gesehen einwandfrei.
Die Zitate sind außerdem nicht das Einzige, was auf den Zaun gesprüht werden soll: Auch ein Bild von Rosa und mehrfach der Name der Schule sind geplant. Damit wird für Spaziergänger die Verbindung von Zitaten und Schulnamen klar. Die Umfragen selbst beweisen, dass die meisten Schüler damit einverstanden sind und finden, dass zu einer Schule mit dem Namen einer großen Denkerin auch ihre Aussprüche gehören. Allgemein wünschen sich viele Schüler mehr Informationen über Rosa Luxemburg, die bis zur neunten Klasse nicht einmal im Geschichtsunterricht behandelt wird, und da sind Zitate schon mal ein guter Anfang.
Sicherlich gibt es Einwände, das Besprühen der Platten ist wie jedes Projekt nicht unumstritten. Aber nicht verständlich ist es, dass ein Lehrer seiner Klasse verbietet, Zitate an den Zaun zu sprühen, obwohl die Meinung in der Klasse gespalten ist. Schließlich sollten die Schüler frei entscheiden, was sie tun wollen.
Und auf jeden Fall sollte man dieses Projekt würdigen, statt nur zu nörgeln: Es wurde ohne wirtschaftliche Unterstützung von der GSV geplant; finanziert werden soll es durch Spenden. Dass ein solches Vorhaben allein aufgrund der Initiative von Schülern zustande kommt, ist beachtens- und bewundernswert.


Reportage
Was spricht gegen die Rosa-Luxemburg Zitate?
Am kommenden Montag sollen im Zuge des Schulprojekts und der Schulhofverschönerung an mehreren Zaunteilen Tafeln angebracht werden, die mit Zitaten von Rosa-Luxemburg beschrieben sind. Das findet nicht nur Zustimmung. Einige Schüler sind entschieden gegen dieses Projekt und stehen damit nicht alleine da, auch manche Lehrer schließen sich der Kritik an. Dies wirft für uns mehrere Fragen auf, nämlich:
Ist die Zitatewand eigentlich eine gute Idee, wie steht es allgemein mit politischen Statements in der Schule?
Warum soll überhaupt ein derartiges Projekt realisiert werden, wenn doch scheinbar derartig viele Betroffene dagegen sind?
Und gibt es Möglichkeiten, zukünftig ähnliche Entscheidungen so zu finden, dass sie mehr Zustimmung erhalten?
Um ein kleines Stimmungsbild zu erhalten, sind wir in zwei Profilkurse der 10. Klassen gegangen. Dabei wurde deutlich, dass ein recht großer Teil dieser Altersgruppe für die Zitatewand ist. Nur ein Drittel der Befragten war nicht davon überzeugt. Dasselbe galt für den verallgemeinerten Fall, nämlich die Frage nach dem prinzipiellen Veröffentlichen von politischen Zitaten in der Schule. Auch hier war die Mehrheit der Schüler für solche Zitate, wenn sie den jeweiligen Befragten zusagen. Dies ist auch das erste ernsthafte Problem: Man wird kaum Äußerungen finden, welche allen gefallen. Es sind immer streitbare Gedanken, welche veröffentlicht werden sollen. Deswegen kommt es wohl zwangsläufig zu Konflikten zwischen Befürwortern und Gegnern der jeweiligen Sprüche.
Auch im Lehrerkollegium sind die Meinungen gespalten. Manche sehen in dem Projekt eine schöne Idee, weil sie die Schüler animiert, gemeinsam die Schule zu verändern. Allerdings sperren sich einige dagegen, politische Äußerungen zum Gegenstand der Arbeiten zu machen. Ein Musiklehrer und einer der schärfsten Kritiker, meint dazu, dass die Sprüche „schlecht, einseitig und in sich widersprüchlich sind“. Sein Einwand richtet sich auch gegen die Auswahl der Zitate. Seiner Meinung nach sollte man, statt einzig die Namensgeberin unserer Schule zu zitieren, lieber verschiedene große deutsche Denker an dem Zaun verewigen. Eine Geschichtslehrerin ist generell der Meinung, dass politische Äußerungen nicht zur Gestaltung der Schule geeignet sind.
Als problematisch empfinden wird auch, dass die Sprüche nur von der Schulsprecherin Lisa M. ausgesucht wurden. Deswegen sollte ein ähnliches Projekt unserer Meinung nach beim nächsten Mal mit allen Schülern realisiert werden, um die Akzeptanz und die Identifikation innerhalb der Schule zu stärken. Darüber hinaus muss darauf geachtet werden, dass man stärker Wert auf das Erklären der Sinnhaftigkeit des Projektes legt. Dies ist auch ein wichtiger Kritikpunkt, der sich aus unserer Umfrage ergeben hat, da viele Schüler denken, dass die Schilder sowieso verschmutzt oder zerstört werden.

Letztendlich…
hoffen wir auf einen großen Erfolg des Projekttages Schule- und natürlich darauf, dass unsere Schule hinterher besser aussieht als vorher. Über die Zitate wird es keine einheitliche Meinung geben, doch unsere Umfragen ließen erahnen, dass die Schüler sich von den Schildern nicht gestört fühlen werden, die Lehrer allerdings zum Teil aufgrund von unbegründeter politischer Zurschaustellung gegen dieses Projekt sind. Die gängige Meinung ist aber, und da sind sich Schüler und Lehrer einig, dass die Schilder sowieso in einigen Wochen von Graffiti überschwemmt sein werden.
Außerdem ist dies nicht das einzige Projekt zur Verschönerung der Schule und wird deshalb nicht zu sehr ins Auge fallen.
Sicher ist, dass die Schülerschaft an diesem Tag aus ihren Klassenräumen an die frische Luft kommt, was allein schon ein Grund ist, sich auf den Projekttag zu freuen.

von Josephine V., Leon S., Robert G. und Bianca P.

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