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Montag, 16. Mai 2011

(K)eine Märchenhochzeit

Es ist inzwischen schon ein oft vertretenes Klischee, dass sich kleine Mädchen die Geschichten über den reichen Prinzen anhören, der eines Tages auf seinem Pferd angeritten kommt und sie heiraten möchte. Und auch manch ältere Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts hoffen ein Leben lang auf das Wahrwerden dieser romantischen Erzählung.
Anscheinend ist der Traum für Eine in Erfüllung gegangen. 9,87 Millionen Menschen haben am 29.4.11 einen Großteil des Tages damit verbracht, die Hochzeit von William Mountbatten-Windsor und Catherine Middleton anzusehen. Den kleinsten Teil machte dabei die eigentliche Eheschließung aus, vielmehr wurde das ganze Drumherum durch Moderatoren live kommentiert und jedes kleinste Detail dabei dokumentiert. Endlose Diskussionen über die Designerin des Brautkleides, die Farbe, welche wohl die Mutter der Braut tragen würden, in welchem zeitlichen Abstand William und sein Bruder Harry, der Trauzeuge, winken würden, wie lange der erste Kuss dauern würde (0,7 Sekunden) und wer letztendlich alles auf der Hochzeit erscheinen würde. 
Nicht viele Promis haben es auf die Gästeliste geschafft, der  Titel und die gesellschaftliche Stellung waren ausschlaggebend. Besonders hier schimmert noch die Gewichtung des britischen Klassensystems durch. Auch wenn die Veranstaltung weniger streng und etwas moderner sein sollte, so standen die royalen Pflichten, die traditionelle Tugenden und das erwartete konservative Verhalten des Brautpaares im Vordergrund. Es war nicht ganz so gefühlsbetont wie vielleicht von der Einen oder dem Anderen erhofft, vorrangig zog es wohl eine Portion Aufmerksamkeit nach England, besonders auf die königliche Familie - vielleicht war es auch ein Ablenkungsmanöver um das Interesse der Bevölkerung von anderen Problemen abzulenken – es gibt viele Theorien. Sicher ist, dass es Touristen in die Hauptstadt London lockt und mächtig die Wirtschaft ankurbelt, was wohl auch kein unerwünschter Nebeneffekt sein mag. Ob es nun ein Stück Weltgeschichte oder die gekonnte Vermarktung zweier berühmter Menschen sein mag, muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber so viel muss gesagt sein: die Hochzeit ist nicht ganz der krönende Abschluss einer traumhaften Liebe wie ihn sich kleine Mädchen wünschen, immerhin ist William mit seinem lichter werdenden Haarschopf, der ikonenhafte Mutter und dem skandalumwitterten jüngeren Bruder nicht unbedingt der typische Märchenprinz und Kate nicht unbedingt das einfache Mädchen aus dem Volk. Somit war es eher ein Versuch das Konzept der Märchenhochzeit in die Moderne zu übertragen, wobei die gewünschte Romantik auf Kosten der strengen Regeln der englischen Monarchie teilweise auf der Strecke geblieben ist.

von Lilian Hurst

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