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Dienstag, 24. Mai 2011

Charlotte debattiert

Vielleicht ist es einigen Schülern und Lehrern der RLO schon aufgefallen, das eher unscheinbare Foto an der Pinnwand im 1. Stock. Es wurde am 18. März aufgenommen und zeigt Charlotte B., stolze Gewinnerin des Landesfinales beim Wettbewerb „Jugend debattiert“. Die Runde mit dem Thema „Soll Internet-Piraterie mit Internetsperren bekämpft werden?" fand im großen Saal des Roten Rathauses statt. Für Charlotte war das die erste Teilnahme am Wettbewerb überhaupt, viel Übung hatte sie vorher nicht gehabt. Das merkte ihr aber niemand an, denn sie wurde als Beste der achten bis zehnten Klassen Berlins ausgezeichnet.
Ihr Preis war die Teilnahme an einem Debattier- Seminar vom 11. bis zum 15. Mai auf der Burg Rothenfels am Main. Denn der Wettbewerb ist noch nicht zu Ende: Am 2. Juni findet die Qualifikation für den Bundeswettbewerb statt. Dabei werden aus den 32 Landessiegern die vier überzeugendsten ausgewählt, die dann am nächsten Tag das Bundesfinale bestreiten werden.
Ob Charlotte das schafft, weiß sie nicht, aber aufs Gewinnen kommt es gar nicht an, wie sie sagt, sondern aufs Debattieren. Wir drücken jedenfalls die Daumen!

Hallo Charlotte. Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinen erfolgreichen bisherigen Debatten! Du warst am vorletzten Wochenende auf Burg Rothenfels. Was hast du bei dem Seminar Neues gelernt?
Ich habe in den letzten fünf Tagen vor allem gelernt, die Maßnahmenvorschläge der Pro-Seite genauestens auf Relevanz, Aktualität, Rechtfertigung, Eignung, Verhältnismäßigkeit und ethische Grundsätze zu prüfen. Außerdem besser miteinander, statt gegeneinander zu debattieren und den Verlauf der Debatte im Auge zu behalten. Während des Regionalverbundsiegerseminars ging es hingegen mehr um den formalen Aufbau der Debatte, als um inhaltlich vertiefende Feinheiten. Das Niveau ist jetzt insgesamt deutlich gestiegen.
Ist irgendwas Lustiges passiert, was du erzählen kannst?
Naja, auch bei den Seminaren sind wir nicht immer total ernst (der Streber-Faktor ist nämlich nicht sonderlich hoch), sodass es durchaus lustig war und wir viel Spaß hatten. Wir alle verstehen uns sehr gut.
Wie lange dauert eine Debatte?
Jede Debatte dauert 24 Minuten, davon sind 4x2 Minuten die Eröffnungsrede, 12 Minuten freie Aussprache und 4x1 Minute die Schlussreden.
Durftet ihr beim Debattieren eure Meinung vertreten, oder wurden die Pro- und Contra-Positionen aufgeteilt?
Beim den Wettbewerben werden extra immer Themen ausgewählt, für die es gute Pro- und gute Contra-Argumente gibt, sodass  man seine Position anwaltlich vertreten kann. Die Position ist aber meistens nicht die Wunschposition, weil man über manche Sachen einfach noch nie nachgedacht hat (z.B.: Sollen Babyklappen in Deutschland verboten werden?) und deshalb auch noch keine eigene Meinung hat oder weil man bei den zwei Vorrunden jedes Wettbewerbs einmal pro und einmal contra sein muss.
Worauf achtest du beim Debattieren, das heißt, womit hast du die Jury überzeugt?
Beim Debattieren werden die vier Bewertungskriterien Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft mit jeweils 0-5 Punkten bewertet. Außerdem sollte man beim Debattieren darauf achten, hart in der Sache, aber fair im Umgang zu sein und die Gegenseite zwar mit sachlichen Argumenten  versuchen zu überzeugen, aber sie nicht zu überreden.
Wie bereitest du dich auf die Debatten vor?
Ich bereite mich auf die Themen vor, indem ich im Internet recherchiere, mit verschiedenen Personen mit unterschiedlichen Ansichten spreche und Gesetzestexte lese. Nachdem ich viel Material gesammelt habe, „verdichte“ ich dieses auf die wesentlichen Aspekte, überlege mir die Eröffnungsreden (insgesamt sind das 12 verschiedene) mit passenden Herleitungen (also interessanten Beispielen, rhetorischen Fragen, persönlichen Erfahrungen,…). Zum Schluss denke ich noch darüber nach, wie die „Gegenseite“ auf die einzelnen Aspekte reagieren könnte und recherchiere dann gegebenenfalls noch in eine scheinbar ganz andere Richtung, um möglichst umfassend informiert zu sein.
Einen Stichpunktzettel dürfen wir leider nicht verwenden. Wir bekommen bei den Debatten nur einen Bleistift, zwei Blätter Papier und ein Glas Wasser. Mit dem Schreibzeug können wir uns dann während der Debatten Notizen machen, was ich auch sehr wichtig und hilfreich finde.
Hast du andere gute Tipps für uns?
Gute Vorbereitung ist sehr wichtig, außerdem solltet ihr beim Reden darauf achten, „mündlich“ zu reden, also nicht die typische Schriftsprache mit Schachtelsätzen zu verwenden, denn der Zuhörer hat nur eine Chance, die Intention deiner Aussage zu verstehen, er kann nicht den Satz nochmal langsam von vorne lesen, wie es sonst möglich wäre. Deshalb sollte man „Mut zum Punkt“ haben und sich prägnant ausdrücken.
Helfen dir deine Fähigkeiten im Alltag?
Ich weiß, was es ausmacht, wenn man seine Aussagen etwas strukturiert und dass man schneller verstanden wird, wenn man seine Ansicht klar formuliert, statt „drumherum“ zu reden, denn so kann dein Gegenüber diesen Punkt aufgreifen und reagieren, statt von einem langen Monolog einfach „über“redet zu werden. 

Weißt du schon, welches Thema du am 2. Juni bekommen wirst?
Die Themen für die Bundesqualifikation am 2. Juni erfahren wir, wie bei den anderen Wettbewerbsebenen,  erst ca. zehn Tage vorher. Der Bundespräsident möchte außerdem die Themen noch einmal sehen und der ist gerade auf einer Südamerikareise, deshalb dauert es auch noch etwas bis zur Bekanntgabe der Themen.
Generell werden immer alle drei Themen, also für die zwei Qualifikationsrunden und das Finale bekannt gegeben, aber es wird nicht verraten, auf welchen Positionen wir antreten, mit wem zusammen und welches Thema wann dran kommt. Das heißt, dass man sich auf alle drei Themen und alle Position vorbereiten muss. Wenn man aber nicht ins Finale kommt, hat man ein Thema zu viel erarbeitet.
Wer ist- außer euch Debattierenden- bei den Wettbewerben anwesend?
Es werden bei der Qualifikation ca. 50 Zuschauer und je fünf Juroren vertreten sein. Beim großen Finale im Auswärtigen Amt werden ganz viele prominente Gäste, der Bundespräsident und natürlich auch viele Zuschauer anwesend sein. Sandra Maischberger wird moderieren.
Glaubst du, du hast gute Chancen bei der Bundesqualifikation?           
Es ist wirklich schwer „seine Chancen einzuschätzen“, weil wir,  die ersten beiden Schüler aus allen 16 Bundesländern,  schon wirklich sehr gut und die Unterschiede nur noch sehr gering sind. Außerdem habe ich nicht alle anderen debattieren gehört, weil wir in Achtergruppen trainiert haben.
Ich bin erstmals bei diesem Wettbewerb, an dem sich 100.000 Schüler beteiligt haben, dabei, freue mich jetzt schon, dass ich soweit – unter die besten 32 - gekommen bin, habe  schon so viel gelernt, so viele Anregungen erhalten, interessante Menschen kennengelernt, … - Mir geht es um die Debatte, nicht um den Sieg.


 Das Interview führte Josephine.

Unter folgender Adresse ist ein Foto von Charlotte zu finden:

 http://www.jugend-debattiert.de/typo3temp/pics/83b7562a92.jpg

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