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Montag, 30. Mai 2011

Lesenswertes längst vergessen - Buchempfehlungen der Redaktion

“I haven't lived. I've died a few times.”

Das ist ein Zitat aus Harold und Maude, erschienen 1971 von Colin Higgins. Also nicht unbedingt neuste Literatur aber in meinen Augen ein lesenswerter Klassiker.

Man könnte es auf Grund des Titels durchaus in einem Satz mit Romeo und Julia oder Tristan und Isolde nennen, im weitesten Sinne passt auch die Thematik – eine Liebesgeschichte.
Doch ein Unterschied, der es schon mal klar von Romeo und Julia abgrenzt ist, dass „nur“ einer der Protagonisten stirbt. Ein weiterer, wohl wesentlich entscheidenderer ist der Altersunterschied, der eine klare Trennlinie zu den oben genannten Werken zieht.
Er ist 19. Sie 79.
Vielleicht sollte man noch erwähnen dass nicht unbedingt die zarte Liebesgeschichte, die sich im Laufe des Buchs entspinnt, im Vordergrund steht, sondern vielmehr die Entdeckung des Lebens eines etwas schrägen, aber liebenswerten Helden durch den Einfluss einer fremden Frau, die ihren ganz eigenen Weg zu leben entwickelt hat.
Das oben genannte Zitat stammt aus dem Buch und von dem vom Tod faszinierten Protagonisten Harold, und benennt eigentlich auch schon sein Hauptproblem –
er ist mehrmals gestorben, aber hat noch nie richtig gelebt.

Durch die sehr realistische Darstellung mehrer Selbstmordszenarien, versucht er die Aufmerksamkeit seiner eher oberflächlichen Mutter zu erlangen, während diese - wegen seines eigenartigen Verhaltens, das sie seiner Langeweile zuschreibt – versucht, ihm heiratsfähige Frauen vorzustellen. Diese werden jedoch immer wieder durch Harolds erschreckende Selbstmordaufführungen verscheucht und eigentlich ist er auch gar nicht an ihnen interessiert, sondern vielmehr an der etwas seltsamen, sehr viel älteren Maude, die er auf einer Beerdigung, die beide nur zu ihrem Vergnügen besuchen, trifft.
Ihre Lebensfreude und ihr Tatendrang stellen einen anziehenden Gegensatz zu seinem trostlosen, eintönigem Alltag dar und sie verbringen immer mehr Zeit miteinander. Für Harold öffnet sich eine völlig neue Welt, an die Illegalität grenzende Unternehmungen, die aber meistens einen guten Zweck verfolgen, bestimmten nun sein Leben.

Ich will nicht zu viel verraten, doch so viel soll gesagt sein: Alles könnte wunderbar sein, wären da nicht Psychologen, Pfarrer und Polizei, die Mutter mit festen Zukunftsplänen für Harold, sein Onkel Victor, der ihn dazu überreden möchte der Armee beizutreten, Maudes Vergangenheit, und ihr Vorhaben, eigentlich nicht länger als bis zu ihrem 80. Geburtstag zu leben….

Ein Buch, das ein Jahr später, meiner Meinung nach, gelungen in einem Film umgesetzt wurde, voller schwarzem Humor, bizarren Situationen aber auch mit leisen, philosophisch angehauchten Untertönen, ein paar elementare Fragen des Lebens beantwortet.


Von Lilian Hurst

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