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Montag, 27. Juni 2011

Lesenswertes längst vergessen - Buchempfehlungen der Redaktion

" Last night I dreamt I went to Manderley again"
Der erste Satz in Daphne du Mauriers Buch “Rebecca”.
Einer der berühmtesten ersten Sätze der englischen Literatur.
Und der Beginn einer alptraumartigen Erinnerung, eines Romans, der mit einem Traum anfängt und dann von den vergangenen Erlebnisse erzählt, die mehr als ein Leben für immer verändert haben.

Die 1938 geschriebene Geschichte, die teilweise an eine Kriminalgeschichte, manchmal aber auch schon fast an einen Psycho-Thriller erinnert, handelt von der Beziehung der namenlosen Protagonistin und Ich-Erzählerin zu ihrem Ehemann Maxim de Winter und dessen unter mysteriösen Umständen verstorbener ersten Frau Rebecca. 
Die junge Protagonistin, die als Gesellschafterin einer reichen, amerikanischen Frau arbeitet, trifft in einem Hotel, in dem ihre Arbeitgeberin Urlaub macht, den wohlhabenden Witwer Maxim de Winter, von welchem sie sich angezogen fühlt. Beinahe spontan bittet er sie seine Frau zu werden und statt mit der reichen und eher unsympathischen Amerikanerin zurück nach New York zu reisen, begleitet sie ihren frisch angetrauten Ehemann auf sein Anwesen Manderley. Die zweite Mrs de Winters wird wesentlich unhöflicher willkommen geheißen als ihre scheinbar allseits beliebte Vorgängerin, vor allem die strenge Haushälterin Mrs. Danvers trauert Rebecca nach und verhält sich sehr abweisend und unfreundlich ihrer neuen Herrin gegenüber.

Doch nicht nur die Angestellten in Manderley verhalten sich seltsam, das Zitat „Ein Mann, der liebt, vergisst sich selbst. Eine Frau, die liebt, vergisst die andern Frauen.“, das von der Autorin Daphne du Maurier selbst stammt, beschreibt die dort herrschende Situation treffend: Maxim wirkt fast bis zum Ende durchgehend verschlossen und etwas distanziert, der Protagonistin gelingt es kaum zu ihm durchzudringen und sie fühlt sich trotz seiner Anwesenheit oft einsam auf Manderley. Erst als der Leser über seine Rolle in Rebeccas Schicksal aufgeklärt wird, beginnt sich Maxim zu öffnen und wieder er selbst zu werden. Seiner zweiten Frau, die laut dem Zitat alle anderen Frauen, vor allem Rebecca vergessen sollte, gelingt dies nicht. Immer wieder wird sie mit ihrer Vorgängerin verglichen und hat das Gefühl nicht mit dieser perfekt scheinenden, von allen geliebten Frau mithalten zu können, oder wird mit Gegenständen aus deren persönlichem Besitz konfrontiert, sodass sie kaum eine Wahl hat, sich nicht mit Rebeccas Leben und ihrem rätselhaften Tod zu beschäftigen.

Im Laufe des Buchs werden durch verschiedene Charaktere Fakten über Rebecca preisgegeben und das Geheimnis um sie beginnt sich langsam zu lüften. Dabei begegnet die Protagonistin noch manchen Verwandten, Freunden und Fremden und muss lernen dass sich manche Wahrheiten als Lügen entpuppen, manche Menschen nicht so sind wie sie zu sein scheinen und wo ihre eigene Position im Falle Rebecca ist. Ein durchgängig stimmungsvoll geschriebenes Buch, dass an Klassiker wie Jane Eyre erinnert und, was für mich zum Beispiel äußerst wichtig ist, das Rätsel am Ende auflöst. Nicht unbedingt für etwas für Anhänger heiterer Literatur, doch durch überzeugende bildhafte Sprache und einer mit sich identifizierbaren Hauptfigur ist es auf jeden Fall einen Leseversuch wert.
von Lilian Hurst

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