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Montag, 24. Oktober 2011

Du bist Deutschland … aber bist du auch Europa?



„Du bist Deutschland!“ - war ein viel zitierter, aber häufig auch umstrittener Slogan einer Werbekampagne, die vor einigen Jahren dauerhaft über unsere Bildschirme und Kinoleinwände flimmerte.
Es war ein Aufruf zu einem positiveren deutschen Nationalgefühl, unterstützt von vielen Prominenten, Printverlagen und einschlägigen Fernsehanstalten.

Momentan würde eine solche Kampagne wohl für große Verwirrung sorgen: So spricht im Moment so gut wie jeder vom Eurorettungsschirm, der Krise rund um Griechenland oder anderen europäischen Problemen.
So wichtig Europa bzw. die Europäische Union für die Politik und Wirtschaft unserer Gesellschaft ist, so selten wird uns als (jungen) Bürgern diese Bedeutung bewusst gemacht. Das Gegenteil ist meist der Fall: Häufig wird versucht eher das deutsche als das europäische Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.


Wir wurden geboren in  einem friedlichen Europa, Kriege kennen wir zumeist nur aus Büchern oder aus Erzählungen. Die Grenzenlosigkeit, mit der wir die EU leicht und frei bereisen können, ist unser Alltag - und Luxus zugleich, wenn man die Einreisebestimmungen innerhalb der EU mit den Prozederen Russlands oder der USA vergleicht.

Doch bis es zu diesen bemerkenswerten Errungenschaften der Europäischen Union kam, vergingen viele Jahre, die mal mehr - mal weniger erfolgreich waren. Als der erste Grundstein der EU 1951 mit dem Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl gelegt wurde, glaubte zunächst niemand, dass in einem vergleichsweise so kurzen Zeitrahmen eine allumfassende Union entstehen würde.  60 Jahre nach diesem Vertrag ist die EU nun ein gewaltiges Konstrukt - für uns als Bürger - mal abgesehen von unserem Geld, dem Euro - nur selten spürbar. Zudem begegnet das Volk der Union häufig mit Skepsis oder Desinteresse (Stichwort: Wahlbeteiligung bei den Europawahlen). Schließlich gewöhnt man sich schnell an die kleinen Annehmlichkeiten, die die EU mit sich bringt. Und daraufhin tritt ein allzu menschliches Phänomen auf: Wenn etwas da ist und man das Gefühl hat, dass nicht man selbst als europäisches Volk die Entscheidungen trifft sondern Bürokraten in Brüssel, wird selten noch mit großem Enthusiasmus um kleinste Fortschritte gekämpft.

Anlässlich dieser wachsenden Diskrepanz zwischen der politischen und vor allem wirtschaftlichen Bedeutung Europas und dem Interesse des Bürgers bezüglich dieser Union, fragte ich mich jedoch: Für wen ist diese Union, wenn nicht für die europäischen Bürger in all ihrer Vielfalt?

Die Europäische Union vereint die 27 unterschiedlichsten Staaten - alle haben ihre eigene Kultur, eine eigene Sprache und selbst ein einfaches Nicken bedeutet am anderen Ende unseres Kontinents etwas Anderes als bei uns.

Doch häufig liegt genau da das Problem: Wir definieren uns über unsere eigene Kultur. Wir sehen uns häufiger als Mitglieder unserer Stadt, unseres Bundeslandes oder im anderen Extremum als Weltbürger. Aber die EU braucht ein Fundament, damit wirtschaftliche oder auch politische Entscheidungen eine Grundlage haben und die Vielfalt auch an der Basis vereint ist. Auch wenn die Kulturen von Amsterdam bis Wien facettenreich sind, so haben sie doch alle einen gemeinsamen Hintergrund. Geschichtlich gesehen wird dies wohl häufig als Kultur des Abendlandes bezeichnet.
Und dass eben diese Länder des „Abendlandes“ allein es in einer globalisierten Welt schwer haben werden, wissen viele. Und genau dieses Wissen muss in ein lebendiges Europa münden, um in diesem System erfolgreiche Politik zu betreiben.

Deswegen müssen wir uns bewusst sein: Europa ist nützlich für uns, aber für dessen Fortbestand und Entwicklung stehen auch wir in der Verantwortung. Dass dabei nicht alles gut befunden werden muss, was innerhalb der EU beschlossen wird, ist selbstverständlich. Aber selbst eine lebendige Debatte lässt die EU vorankommen.

Deshalb stellt euch und euren Freunden doch häufiger einfach mal die Frage: Seid ihr auch Europa?


von N.N.

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